SV Rhinos Wiesbaden und WTHC machen sich gemeinsam stark fürs Rollstuhltennis

Der Sportverein Rhinos Wiesbaden und der Wiesbadener Tennis- und Hockey-Club werden in der Region einzigartige Trainingsmöglichkeiten für Rollstuhl-Tennis anbieten. Das ist das überaus erfreuliche Ergebnis der neuen Kooperation der beiden Vereine. Auf der barrierefreien Anlage des WTHC im Wiesbadener Nerotal trafen sich die Verantwortlichen, um die Zusammenarbeit abzustimmen: Linda Reuther – Vorsitzende, SV Rhinos Wiesbaden; Antje Hillebrand – Vize-Präsidentin und Leiterin Ressort Öffentlichkeit, Tennisbezirk Wiesbaden; Rolf Heggen – Referent Rollstuhltennis und Behindertensport, Hessischer Tennisverband; Karl-Ludwig von Hanstein – Präsident, WTHC; Max Birka – Leiter des Tenniszentrums, WTHC; Daniel Klockenhoff – Tennistrainer, WTHC; Sascha Weinand – Schrift- und Pressewart, WTHC.

Die Bundesligamannschaft der Rhine River Rhinos ist in Wiesbaden eine feste Größe im Rollstuhlbasketball. Der Verein unterhält zudem Laufen, Fußball und Boccia als inklusive Abteilungen, in denen Sportler mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam ihrem Hobby nachgehen. Auch der WTHC deckt sowohl im Tennis als auch im Hockey ein großes Spektrum vom Breiten- bis zum absoluten Spitzensport ab. Seit über 10 Jahren gehört dazu eine kleine Rollstuhltennis-Gruppe, die vom langjährigen WTHC-Trainer Eduard Losik betreut wurde. „Uns ist es eine Herzensangelegenheit, das Rollstuhltennis-Angebot auszuweiten“, sagt Max Birka, Leiter des Tenniszentrums des WTHC. „Und mit den Rhinos haben wir den perfekten Partner dafür an unserer Seite.“

Den hohen Stellenwert der Inklusion unterstreicht auch Rolf Heggen, Referent für Rollstuhltennis und Behindertensport beim Hessischen Tennisverband: „Als erster Landesverband überhaupt hat der HTV 2018 seine Wettspielordnung geändert, um Rollstuhlspielern die Teilnahme an Mannschaftsspielen zu ermöglichen. Sie dürfen nun ohne Wenn und Aber an der Seite von Teamkameraden ohne Handicap spielen – sogar im Doppel. Der einzige Unterschied ist, dass der Ball zweimal aufkommen darf.“ Genau diese Bewusstseinsänderung müsste noch an vielen anderen Stellen passieren, meint Linda Reuther, Vorsitzende des SV Rhinos Wiesbaden. „Diese Regeländerung ist das beste Beispiel für gelebte Inklusion. Denn so sollte es doch überall sein: Ohne Ausnahme und ganz normal, Seite an Seite.“ Auch für eine andere Zielgruppe kann der Einsatz des Rollstuhls laut Heggen durchaus interessant sein. „Selbst wer eigentlich laufen kann, aber beispielsweise unter Kniebeschwerden leidet, darf im Rollstuhl an Mannschaftsspielen teilnehmen. Er muss eben nur die Technik dafür beherrschen.“

Diese zu erlernen und anschließend zu trainieren wird die nächste Aufgabe von WTHC-Trainer Daniel Klockenhoff sein. Er wird das Rollstuhltennis in Zukunft leiten und freut sich bereits darauf. „Natürlich ist beim Rollstuhltennis einiges anders – Schlagbewegungen und Spieltaktik zum Beispiel. Genau dafür werde ich spezielle Weiterbildungskurse besuchen.“ Die Kosten dafür will der Tennisverband Wiesbaden übernehmen. „Auch wir tragen gerne unseren Teil dazu bei, dass diese Kooperation ein voller Erfolg wird“, sagt Vizepräsidentin Antje Hillebrand.

Finanziell gilt es auch die Anschaffungskosten der Rollstühle zu stemmen, von denen einige dauerhaft beim WTHC für das Training stationiert werden sollen. „Rollstuhltennis lässt sich nicht in normalen Rollstühlen spielen“, erläutert WTHC-Präsident Karl-Ludwig von Hanstein. „Dafür sind spezielle Sportrollstühle notwendig, die leider sehr teuer sind. Wir rechnen mit 3.500 Euro pro Stück und wären natürlich sehr glücklich, wenn uns Sponsoren beim Kauf unterstützen würden.“

Nichts investieren muss der WTHC dagegen in die Barrierefreiheit, denn die besteht bereits. Bei allen Baumaßnahmen der letzten Jahre wurde in kluger Voraussicht darauf geachtet. So sind zwei Tennisplätze, die Umkleiden und sanitären Anlagen sowie das Clubhaus barrierefrei zugänglich. Fehlende Barrierefreiheit sei leider immer wieder einer der Hauptgründe, warum Rollstuhltennis von vielen Vereinen nicht angeboten werden kann, weiß Rolf Heggen zu berichten. Auch hier nehme der WTHC eine echte Vorreiterrolle ein.

Rollstuhltennis in Aktion kann jeder am 1. Mai von 12 bis 13 Uhr im Rahmen des großen WTHC-Familienfests zur Saisoneröffnung erleben. Neben Hockey- und Tennis-Schnuppertrainings für Besucher sowie internen Jugendturnieren, die bereits ab 10 Uhr starten, wird dies einer der Höhepunkte sein, freut sich von Hanstein.  „Wir versuchen, hierfür noch einen deutschen Topspieler des Rollstuhltennis zu uns ins Nerotal zu holen.“ Und da der HTV am 1. Mai drei Sportrollstühle zur Verfügung stellt, wird es sicherlich heißen: Spiel, Satz und Sieg für die Inklusion.

 

Text: Sascha Weinand